Die Bedeutung der Pflanzen für das Aquarium


Das Aquarium ist ein sehr kleiner komprimierter Ausschnitt eines natürlichen Ökosystems. Daher kann jedes Aquarium nur als Tröpfchen bezeichnet werden im Vergleich zu den natürlichen Dimensionen. Zudem ist die Besatzdichte der Fische wesentlich höher als in jedem Biotop unter normalen Bedingungen. Pflanzen stellen daher einen sehr wichtigen Ausgleich zu diesem hohen Besatz dar, denn sie verbrauchen diejenigen Stoffe, die beim Stoffwechsel der Fische anfallen. Aus diesem Grund kann man kaum genug Pflanzen im Becken haben. Daneben bieten sie die Möglichkeit, dekoratives Gestaltungselement zu sein. Die Vielfalt der angebotenen Pflanzen bietet für jeden Geschmack die richtigen Arten an. Mittlerweile bestehen auch keine Schwierigkeiten mehr, zu den vorhandenen Wasserbedingungen passende Arten zu finden, solange es sich nicht um Extrembedingungen handelt. Viele Pflanzen fühlen sich jedoch in weichem Wasser besonders wohl.

Pflanzen stellen weit höhere Anforderungen an die Umgebung als Fische es tun. Sie sind weit weniger anpassungsfähig. Daher sollte man versuchen, die Ansprüche der Pflanzen weitestgehend zu erfüllen. Fische fühlen sich unter diesen Bedingungen automatisch wohl. Auch der Befall mit Krankheitserregern stellt dann kaum noch ein Problem dar.

Die meisten aquaristisch interessanten Arten bevorzugen sehr ähnliche Temperaturbereiche, weshalb man sie bei den üblichen Temperaturen zwischen 20°C und 30°C weitestgehend alle pflegen kann. Ungünstige Wasserbedingungen, wie sie z.B. in vielen Diskusaquarien bei sehr hoher Haltungstemperatur auftreten, können jedoch dazu führen, dass einige Arten hier nicht mehr existieren können. Das liegt jedoch nicht an den Pflanzen, sondern einzig an der schlechten Wasserqualität. Bei guten Bedingungen sind die weitaus meisten Arten selbst bei 30°C und darüber problemlos zu halten.

Allen Pflanzen gemein ist, dass sie Nährstoffe benötigen. Diese sollten in möglichst leicht verwertbarer Form vorliegen. Bei den modernen Filtertypen, die enorme Durchsatzleistungen aufweisen, kann davon allerdings nur in den seltensten Fällen ausgegangen werden. So findet man hier regelmäßig gelbliche Pflanzen mit Kümmerwuchs vor. Nur sehr wenige Arten können unter solchen Bedingungen noch nennenswertes Wachstum aufweisen. Das Problem liegt darin, dass die Nähr- und Spurenstoffe in ihre höchste Oxidationsstufe verbracht werden und somit den Pflanzen nur noch unter sehr hohem Energieaufwand zur Verfügung stehen. In solchen Aquarien können Pflanzen natürlich keinen Ausgleich zum Fischbesatz liefern. Hier kann nur durch reichlichen Wasserwechsel der nötige Ausgleich geschaffen werden. Hat man jedoch sehr viele gut wachsende Pflanzen im Aquarium, benötigt man weit weniger Wasserwechsel, weil die Stoffwechselprodukte der Fische verarbeitet werden. In Extremfällen kann es sogar zu Nährstoffmangel im Wasser wegen zu reichlichem Pflanzenwuchs kommen, wie es in manchen "holländischen Pflanzenaquarien" vorkommt. Hier werden Fische eher als notwendiges Übel betrachtet und werden nur in sehr geringen Mengen eingesetzt.

Ähnliches kann in Riffaquarien im Meerwasserbereich auftreten. Hier übernehmen die lichthungrigen Korallen die Aufgabe der Pflanzen. Dies können sie, weil sie in ihrem Körper sogenannte Zooxanthellen eingelagert haben, also Algen, die mit den Korallen in Symbiose leben. Diese Zooxanthellen ernähren sich zusätzlich zu den Nährstoffen aus dem Wasser auch von den Stoffwechselprodukten der Koralle und liefern diesen im Gegenzug Eiweiße und Kohlehydrate, die zur Ernährung benötigt werden. Diese Symbiose ist teilweise so ergiebig, dass einige Korallen vollständig auf eine andere Ernährung verzichten können.

Zur Bereitstellung leicht verwertbarer Nährstoffe ist es erforderlich, dass sich im Bodengrund reduktive Bakterien befinden, die oxidierte Spurenelemente und Nährstoffe wieder in weniger hoch oxidierte Stoffe reduzieren. Das funktioniert in vielen Aquarien allerdings nur unzureichend, was meist an falsch dimensionierten Filtern liegt. Um jedoch diesen Zustand zu verbessern, sollte man die Filterung an die tatsächlich anfallende Belastung anpassen. Das ist allerdings sehr schwierig, weil die Belastung oft großen Schwankungen unterliegt. Das können nur sehr wenige Filter ausgleichen. Hier möchte ich besonders auf den Diffusionsfilter aufmerksam machen, der nach dem Vorbild der Natur arbeitet und den Steuerungsmechanismus verwendet, der im Bodengrund natürlicher Gewässer zu finden ist. Es handelt sich dabei um die Diffusion, wie es der Name des Filtertyps bereits verrät. Hierbei wird das Bestreben im Wasser gelöster Stoffe ausgenutzt, sich überall in gleicher Konzentration zu befinden.

Neben den mineralischen Nährstoffen benötigen Pflanzen ebenfalls CO2. Das ist der Hauptnährstoff, aus dem sie ihre Körpersubstanz aufbauen. Liegt es im Minimum, können einige Pflanzen und auch Algen dieses aus den Carbonaten herausbrechen. Als Folge kommt es zu starken Schwankungen im pH-Wert, was weder den Pflanzen noch den Fischen besonders zuträglich ist. In solchen Fällen ist angeraten, CO2 zuzufügen. Der Gehalt im Wasser sollte für die Pflanzen nicht unter 5 mg/l betragen. Ideal ist ein Wert zwischen 10 und 20 mg/l. Nach dem Liebig´schen "Gesetz des Minimums" ist der Stoff, der in geringster Konzentration vorhanden ist, limitierender Faktor. Aus diesem Grund sollte eine ausreichende Nährstoffversorgung mit allen benötigten Nährstoffen und Spurenelementen gewährleistet sein. Die verschiedenen Stoffe und ihre Bedeutung für das Aquarium sind unter der Rubrik "Chemie" im einzelnen näher beschrieben. Unter Mangelbedingungen kann es im Aquarium zu massiven Algenproblemen kommen.

Etwa 70% der aquaristisch relevanten Pflanzenarten gehören zu den Sumpfpflanzen. Diese besitzen zwei mehr oder weniger unterschiedliche Wuchsformen, die an die jeweiligen Bedingungen angepasst sind. Diese Pflanzen nehmen die Nährstoffe überwiegend über die Wurzeln auf. Sie sind ganz besonders auf ideale Bodengrundbedingungen angewiesen. Die reinen Wasserpflanzen, wie z.B. Wasserpest (Elodea densa), Hornkraut (Ceratophyllum demersum) oder Wasserhaarnixe (Cabomba spec.) besitzen keine Überwasserform. Sie nehmen die Nährstoffe überwiegend aus dem Wasser über die Blätter auf. Diese Pflanzen besitzen sehr häufig nur sehr schwach ausgebildete Wurzeln, die eher zur Befestigung dienen als zur Nährstoffaufnahme. Allerdings gibt es auch Ausnahmen, wie die Sumpfschraube (Vallisneria spec.), die sowohl ausgeprägte Wurzeln ausbildet als auch die Nährstoffe weitestgehend über diese aufnimmt.

Die meisten Sumpfpflanzen mit Luftblättern (emerse Blätter) werden in den Wasserpflanzengärtnereien emers kultiviert, weil sie erstens deutlich schneller wachsen und zweitens dabei keine Algen ansetzen können. Für den Aquarianer bedeutet dies jedoch, dass sie diese Blätter bei submerser (untergetauchter) Kultur mehr oder weniger schnell verlieren. Dabei werden die Blätter braun bis glasig und fallen später ab. So kann der Eindruck entstehen, dass sie eingehen. Normalerweise (unter günstigen Nährstoffbedingungen) bilden sich jedoch bis zu diesem Zeitpunkt genügend submerse Blätter, damit die Pflanze weiterhin existieren kann.

Viele Aquarienpflanzen, wie z.B. Cryptocorynen, werden heute in "Meristemkultur" vermehrt. Dabei wird der Wachstumspunkt der Pflanze entnommen und in kleine Stücke zerteilt. Unter sterilen Bedingungen entwickeln sich auf einem Nährboden unter starker Dauerbeleuchtung aus diesen Stückchen viele kleine Pflänzchen, die bei entsprechender Größe im Gewächshaus weiterkultiviert werden. So stehen heute viele seltene Pflanzenarten regelmäßig und relativ preiswert zur Verfügung.

 

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