Wie viele Barsche darf ich in meinem Becken halten?




Der folgende Brief ist nur ein Beispiel aus vielen, die mich erreichen:




Da ich mir jetzt endlich ein größeres Aquarium kaufen möchte (L x B x H - 160 x 60 x 60-80 cm), wollte ich mal wissen, was Sie von folgenden Besätzen halten:

2/5 Pseudotropheus saulosi
1/3 Pseudotropheus greshakei
2/5 Labidochromis caeruleus "Yellow"
2/6 Melanochromis auratus

1/2 Sciaenochromis ahli
1/1 Dimidiochromis compressiceps
1/1 Nimbochromis fuscotaeniatus
1/1 Fossochromis rostratus
2/6 Labidochromis caeruleus "Yellow"

1/3 Cyrtocara moori
2/6 Labidochromis caeruleus "Yellow"
1/3 Melanochromis auratus
1/4 Copadichromis borleyi
1/4 Pseudotropheus acei

2/6 Cynotilapia afra
1/3 Labidochromis caeruleus "Yellow"
1/4 Melanochromis auratus
2/6 Pseudotropheus saulosi
1/2 Sciaenochromis fryeri

und jeweils ein paar Ancistrus

Kann ich auch Siamesische Rüsselbarben in dem Becken halten? Ich habe gehört, dass sie sich gut gegenüber den Barschen durchsetzen können.

Viele Grüße






Auch, wenn Barsche nicht zu meinen favorisierten Beckenbewohnern gehören, erlaube ich mir, einmal stellvertretend zu dieser immer wieder angefragten Haltungsweise Stellung zu beziehen.

Zunächst bin ich der festen Überzeugung, dass alle oben gebrachten Vorschläge bereits einen massiven Überbesatz bedeuten.

Es gibt unter den Barschfreaks einige Leute, die solchen Überbesatz befürworten bzw. sogar empfehlen. Aus eigener Erfahrung (ich habe auch gerade drei Becken mit Tanganjikacichliden laufen) erlebe ich immer wieder, dass es durch diesen Überbesatz zu einer Reduzierung der Aggression kommt, die aber sicher nicht aus artgerechter Haltung herrührt, sondern nur eine Duldung der Einzelindividuen aus Platzmangel bedeutet (also artuntypische Verhaltensmuster). Ich habe meine Tanganjikas nur "geerbt" aus einer Beckenauflösung. Dort waren ebenfalls sehr viele Fische im Becken, ohne dass es zu Problemen kam. Bei mir habe ich davon nur noch sechs Neolamprologus sp. "daffodil" und zwei Neolamprologus brichardi in ein Becken gesetzt. Ein dominantes Paar der Neolamprologus sp. "daffodil" fing innerhalb von zwei Tagen an, alle anderen Tiere so arg zu bedrängen, dass ich um deren Leben fürchtete. Aus dem Grund wurden sofort zwei weitere Becken aktiviert, in die zum Einen die restlichen N. daffodil und zum Anderen die beiden N. brichardi eingesetzt wurden. Innerhalb weniger Tage hatte das erste Paar ein Gelege und drangsalierte sogar den einzelnen Peckoltia, der als "Algenputzer" im Becken verblieben ist, bis dieser das zeitliche segnete, und das, obwohl das Becken beinahe vollständig bepflanzt ist. Sie haben ihn regelrecht gejagt!!! Das ist das typische Verhalten geschlechtsreifer Barsche. Sie dulden in ihrem Revier keine anderen Fische, auch keine Tiere anderer Arten.

Das Argument, dass in den Seen riesige Schwärme von Barschen schwimmen, kann nicht zählen, weil es sich dabei zumeist um Schulen von Jungfischen handelt bzw. um Fische, die nicht ständig feste Reviere für sich beanspruchen. Solche Arten bilden aber zumindest zur Laichsaison Reviere aus, in denen sie auch dann wieder das typische Barschverhalten zeigen. Abgesehen davon sind die Seen ein "klein wenig" größer als unsere Becken und dort können die Tiere sich ihrer Art entsprechend aus dem Weg gehen. Jedes Tier besitzt einen der Art entsprechenden Individualabstand. Diesen halten die Tiere in der Natur peinlichst ein. Im Aquarium können sie sich aber nicht aus dem Weg gehen und es entsteht das für die meisten überbesetzten Barschbecken typische "friedliche Nebeneinander".

Es muss natürlich jeder für sich selbst entscheiden, was er seinen Fischen antut, aber in einem Becken, so wie es oben vorgestellt wird, gehört nach arttypischen Verhaltensweisen nur ein einziges Paar oder, unter Vorbehalt, eine einzelne Zuchtgruppe. Erst unter den Bedingungen kann man von artgerechter Haltung sprechen und ihre natürlichen Verhaltensweisen entdecken und die Fische in ihrer vollen Farbenpracht beobachten. Alles andere lehne ich strikt ab und halte es, eng betrachtet, für Tierquälerei.

Ich weiß, dass die meisten Barschfreunde all das nicht hören wollen, aber es muss in dieser Deutlichkeit gesagt werden, bevor man sich für einen Besatz entscheidet. Man sollte bedenken, dass alle Barsche sehr große Reviere für sich beanspruchen. Gerade bei den Afrikanern besetzt ein Männchen oft mehrere Weibchenreviere. Die deutlich kleineren Weibchenreviere sind bei den meisten Arten schon größer als das erwähnte Becken.

Ich bitte jeden, der sich für die Haltung dieser Tiere entscheidet, einmal darüber nachzudenken.

 




 

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