Das filterlose Aquarium (Projektvorstellung)
Koordination Joachim Mundt
Das filterlose Aquarium ist ein Konzept, nach dem ich schon
einige Jahre meine Aquarien betreibe. Ich möchte sie nun der Öffentlichkeit
präsentieren. Es soll ermittelt werden, ob diese Erfahrung auf andere Aquarien
reproduzierbar ist und um repräsentative Daten zu erhalten. Dabei liegen
folgende Gedanken diesem Konzept zugrunde:
- In der Natur gibt es auch keinen künstlichen Filter,
der zudem zwangsdurchströmt arbeitet
- Zwangsdurchströmte Filter können sich nicht den
tatsächlichen Gegebenheiten anpassen. Sie arbeiten immer gleich gut (bzw.
schlecht). Eine wirklich optimale Einstellung ist nur rein zufällig zu
erreichen und somit nicht reproduzierbar!
- Die Nährstoffe, die unsere Pflanzen benötigen,
werden in Filtern aufoxidiert und stehen damit den Pflanzen nur noch unter
sehr hohem Energieaufwand zur Verfügung .
- Der Filter entzieht mit steigender Durchsatzleistung dem
Aquarium die stabilisierenden Mikroorganismen und Bakterien, da sie im Aquarium
immer weniger Nahrung finden, weil der Filter diese viel zu schnell verarbeitet.
Dadurch wird das Aquarium "ausgehungert". Dies und Punkt 3 führen
zu schlechtem Pflanzenwuchs und Algenproblemen.
- Der Bodengrund als natürliche Filterfläche besitzt
ein weit größeres Volumen als die handelsüblichen Filter.
Warum also diesen nicht dafür nutzen?
- Diffusion ist der Antriebsmechanismus für den Bodengrund
als Filter. Dieser Prozess richtet sich ausschließlich nach der Konzentrationsdifferenz
verschiedener Stoffe und bildet somit eine absolute Feinsteuerung des Systems,
die zudem noch kostenlos von der Natur zur Verfügung gestellt wird.
Besser geht es nicht!
Diese Überlegungen haben zu dem Konzept geführt. Der Erfolg gibt mir
absolut recht. Die Pflanzen wachsen besonders gut. Die Fische vermehren sich
"wie die Kaninchen", so dass ich immer das Problem mit massivem Überbesatz
habe.
Vorraussetzungen für den Betrieb des filterlosen Aquariums sind m.E.:
- Kein Überbesatz (stellt sich schon noch früh
genug ein :-) ). Angewendet wird die 1cm-Fisch / Liter-Wasser-Regel .
- Möglichst hoher und feinkörniger Bodengrund (>5cm).
Ich verwende ausschließlich Sand, wobei Kies bis 3mm-Körnung in
Verbindung mit einer darunter gelegenen Sandschicht (>3cm) gleiche bzw.
zumindest annähernd gleiche Bedingungen schaffen sollte. In dem Sand
finden reduktive Prozesse statt, die z.B. Stickstoffverbindungen bis zum gasförmigen
Stickstoff reduzieren können und zusätzlich den Eintrag von Düngemitteln
reduzieren helfen, da sie durch diese Prozesse wieder in Lösung gebracht
werden.
- Möglichst gute Bepflanzung. Diesen Punkt halte ich
für den vermutlich wichtigsten, da Pflanzen die entstehenden Zwischenprodukte
sehr schnell verarbeiten und somit das Becken stabilisieren und entlasten
(in meinen Becken kann ich kein Nitrat mehr feststellen, trotz reichlicher
Fütterung!)
- Der regelmäßige Teilwasserwechsel. Diesen Punkt
sollte man schon sehr genau beachten, da ein natürliches Gewässer
i.d.R. einen oder mehrere Zu- und Abläufe besitzen. Wir können dem
Umstand nur mittels Teilwasserwechsel begegnen.
- Regelmäßiges Absaugen des Bodengrundes, wenn
dieser nicht ausschließlich aus Sand bestehen sollte. Sand hat den Vorteil,
dass sich Mulm darin nicht sammelt und dieser leicht mittels Schlauch abgesaugt
werden kann.
Die Umstellungsphase bei vormaligem Filterbetrieb stellt die sensibelste
Phase dar. Während dieser Zeit muss besonders intensiv auf negative Veränderungen
geachtet werden. Dies können sein:
- Wassertrübungen: durch erhöht auftretende, im
Wasser gelöste organische Stoffe kann es zu Bakterienmassenvermehrungen
kommen und daran anschließende Massenvermehrungen von Bakterienfressern.
- Dadurch bedingter Sauerstoffmangel
- Vermehrte Algenbildung
- Kurzzeitig erhöhtes Krankheitsrisiko bei den Fischen
- Teilweise kann es zu erhöhter Mulmbildung kommen
- Erhöhte Nitritgehalte durch mangelnde Bakterienbestände
Dies sind auch die Probleme, die sich bei einer Neueinrichtung
einstellen. Damit genau ist diese Umstellung auch vergleichbar. Es kommt darauf
an, wieder ein ausgewogenes Verhältnis aller am Stoffkreislauf beteiligter
Organismen herzustellen. Die genannten Punkte können eintreten,
sie müssen es aber nicht. Bisher ist dies nur in den wenigsten Fällen
auffällig geworden. Um diese Symptome möglichst gering zu halten,
möchte ich die folgenden Ratschläge mit auf den Weg geben:
- Während der Umstellungsphase bedächtig füttern.
Wenn der Filter endgültig entfernt wird, sollte für ein bis zwei
Tage gar nicht bzw. sehr wenig gefüttert werden.
- Bakterienpräparate benutzen, um die Bakterien schon
in größerer Zahl zur Verfügung zu stellen.
- Pflanzen nicht vor dieser Aktion kürzen, es sei denn,
sie behindern oder beschatten sich gegenseitig. Dann sollte aber das endgültige
Abschalten des Filters etwas verschoben werden, bis sich die geschwächten
Exemplare wieder erholt haben.
- Möglichst schnellwüchsige Pflanzen verwenden,
damit die entstehenden Zwischenprodukte sehr schnell verarbeitet werden können
und die Bakterien entlastet werden.
- Sehr genau beobachten, ob es zu Problemen kommen könnte.
Am Verhalten der Fische kann man negative Entwicklungen sehr früh erkennen.
Die eigentliche Umstellungsphase:
Sie sollte sehr gut geplant werden, da dies für den Erfolg absolut wichtig
ist. Meine Empfehlungen für den optimalen Umstieg sehen folgendermaßen
aus:
- Die Reduzierung der Filterleistung muss in kleinen wöchentlichen
Schritten erfolgen, damit die o.g. Probleme nicht bzw. nur minimal auftreten
können.
- Beim Außenfilter muss druckseitig gedrosselt werden,
um den Filter nicht zu beschädigen. Innenfilter sind meist nicht oder
nur unzureichend drosselbar, daher wöchentlich von der Patrone nach der
Reinigung ein klein wenig mehr abschneiden.
- Rechtzeitig für eine Umwälzpumpe sorgen, die
schon während der Umstellungsphase die reduzierte Filterleistung ausgleichen
soll. Zuviel Wasserbewegung ist jedoch nicht nötig und m.E. auch nicht
förderlich. Die wenigsten unserer Pfleglinge stammen aus schnellfließenden
Gewässern.
- Fütterung während der kritischen Zeit reduzieren
bzw. einstellen.
- Sehr genau beobachten
Mit der Neueinrichtung eines filterlosen Aquariums
geht man nicht anders um, als mit jeder anderen Neueinrichtung. Hierbei ist
m.E. ebenfalls der direkte Besatz mit möglichst vielen schnellwüchsigen
Pflanzen der Schüssel zum Erfolg. Pflanzen bilden den natürlichen
Ausgleich zu den Fischen, da sie die Stoffwechselprodukte der Fische benötigen,
um Pflanzenmasse zu produzieren. Nach der Einrichtung des Beckens sollte auch
hier ein Bakterienpräparat benutzt werden, um für einen Grundbestand
zu sorgen. Zur Erhaltung und Vermehrung dieser Bakterien ist es wichtig, dass
diese auch etwas zu fressen bekommen. Zur Erreichung dieses Zustandes empfehle
ich, am folgenden Tag einige Panzerwelse ins Becken zu setzen. Diese müssen
etwas gefüttert werden, wodurch die Bakterienvermehrung einsetzen kann.
Panzerwelse deshalb, weil diese extrem unempfindlich sind und selbst unter ungünstigen
Bedingungen zur Darmatmung fähig sind, also atmosphärischen Sauerstoff
veratmen können. Die anderen Fische dürfen m.E. erst dann eingesetzt
werden, wenn sich die Wasserwerte (NH4, NO2) in ungefährliche Bereiche
gesenkt haben (frühestens nach zwei Wochen). Auch dann sollten keine empfindlichen
Fische, wie rote Neon, Schmetterlingsbuntbarsche, Rotkopfsalmler, Guppies, Black
Mollies usw., eingesetzt werden, da das Krankheitsrisiko in den ersten drei
Monaten besonders hoch ist. Die Einfahrzeit beträgt mindestens drei Monate,
wobei eine weitestgehende Stabilität des Milieus erst nach etwa einem Jahr
eintritt.
Zur Pflege des filterlosen Aquariums habe ich den verschiedenen Auflistungen,
besonders bei den Voraussetzungen zu dessen Betrieb, bereits einige Informationen
gegeben. Weiterhin sollte ein filterloses Aquarium m.E. weniger Probleme und
Arbeit bescheren, als die meisten "herkömmlichen" Aquarien.
In den folgenden Menüpunkten habe ich die beiden Formulare online gestellt,
die bei Interesse an der Teilnahme an meinem Projekt, bitte möglichst vollständig
ausgefüllt, an mich zurückgesandt werden sollten. Dies kann sowohl
online oder auf dem traditionellen Weg per Mail geschehen. Der Wochenbericht
ist dafür gedacht, dass in möglichst kleinen Abständen die Veränderungen
am Becken dokumentiert werden können. Zudem bieten sie mir die Gelegenheit,
bei zu erwartenden Problemen rechtzeitig eine Hilfestellung anbieten zu können.
Ich habe es bisher so gehalten, dass ich meist nach Einsendung des Wochenberichtes
Stellung bezogen habe.