Die Beleuchtungspause


Damit ist eine mehrstündige Unterbrechung der Beleuchtungszeit während des Tages gemeint. Nach etwa 4-6 Stunden Beleuchtung soll für etwa 3-4 Stunden das Licht abgeschaltet werden. Danach soll weitere 4-6 Stunden beleuchtet werden. Diese Beleuchtungspause kann durchaus bei Algenproblemen eine deutliche Verbesserung bewirken, allerdings nur dann, wenn das Aquarium nicht hoffnungslos überfiltert ist. In einem solchen Fall hilft beinahe garnichts im Kampf gegen die Algen.

Als Wirkmechanismus wird angegeben, dass Algen angeblich mit dieser Unterbrechung nicht zurecht kämen. Das Argument, sie seien unspezialisiert, weshalb sie eine konstante Beleuchtungszeit benötigten, kann allerdings so nicht aufrecht erhalten werden. Gerade ihr einfacher Aufbau macht es ihnen möglich, sehr schnell auf die Beleuchtung zu reagieren. Aus diesem Grunde kann das also nicht das auslösende Moment für ihre Reduzierung sein.

Betrachten wir einmal, was während der beleuchteten Zeit geschieht:

Gehen wir von einer Dauerbeleuchtung rund um die Uhr unter Idealbedingungen aus: Die Pflanze findet alle benötigten Nähr- und Spurenstoffe, wie Kohlenstoff, Stickstoff, Phosphor, Kalium, Schwefel, Eisen, Mangan usw. in einer Form vor, die sie leicht verarbeiten kann. Dann produziert sie Kohlehydrate, Fette und Eiweiße, bis einer dieser Stoffe zu einem Mangelstoff wird. Bis zu diesem Zeitpunkt produziert sie die Energiespender Kohlehydrate und speichert sie. Nach diesem Zeitpunkt versucht die Pflanze, ihre Produktion aufrecht zu erhalten indem sie versucht, die Mangelstoffe aus weniger leicht zu verarbeitenden Verbindungen herauszubrechen. Dafür muss sie deutlich mehr Energie aufwenden, die sie aus den produzierten Kohlehydraten gewinnen muss. Je mehr Stoffe in die Kategorie 'Mangel' geraten, desto mehr Energie muss sie aufbringen, diese Stoffe anderweitig zu beschaffen. Es kommt irgendwann zu dem Punkt, wo die Pflanze mehr Energie aufwenden muss als sie in Form von Kohlehydraten produziert. Dann muss sie auf Akku-Betrieb umschalten. Das bedeutet, sie zehrt von den gespeicherten Kohlehydraten. Diese fehlen ihr dann für das Wachstum und die Pflanze kann bei Dauermangel eingehen.

Wie sieht es bei 'normaler' Beleuchtung von 10-14 Stunden am Stück aus? Hier sollte die beschriebene Situation idealerweise nicht auftreten. Das ist so leider in der Praxis nur selten der Fall. Durch übertriebene Filterung werden mehrere Stoffe zu Mangelstoffen. Zu nennen sind hier vor allem der Stickstoff und auch andere Stoffe wie z.B. Eisen und Mangan. Stickstoff wird zu einem Mangelstoff, obwohl Nitrat reichlich vorhanden sein kann. Pflanzen können Nitrat kaum verarbeiten, weil die Oxidationsstufe des Stickstoffes hier sehr hoch ist und somit sehr viel Energie benötigt wird, ihn herauszubrechen. Pflanzen können Ammonium und auch noch Nitrit wesentlich leichter verarbeiten. Dabei reichen Spuren bereits aus, die unterhalb der Nachweisgrenze unserer Testbestecke liegen. Die modernen Filter lassen Ammonium jedoch keine Chance. Wenn die Stickstoffquellen von den Filterbakterien in ihre höchste Oxidationsstufe verbracht wurden, werden die relativ stabilen Chelate (Eiweiße und somit ebenfalls Stickstoffverbindungen) verarbeitet, wodurch sie z.B. Eisen nicht mehr in der leicht zu verarbeitenden zweiwertigen Form halten können. Dadurch sind die Pflanzen gezwungen, neben Stickstoff auch noch Eisen (und auch andere Spurenstoffe) aus einer schwerer verarbeitbaren Verbindung herauszubrechen. Bakterien als weniger spezialisierte Lebensform sind variabler in der Möglichkeit, ihren Lebensunterhalt zu bestreiten, weshalb sie immer mehr Stoffe für Pflanzen unbrauchbar bzw. weniger brauchbar machen können. So eskaliert die ungünstige Situation der Pflanzen und die Algen entwickeln sich prächtig, weil sie wegen ihres einfacheren Aufbaus mit dieser Situation weit besser klar kommen.

Was geschieht nun während der Beleuchtungspause? Während der Dunkelphase werden viele Nährstoffe durch hoffentlich vorhandene reduktive Vorgänge im Bodengrund wieder in den Kreislauf eingebracht. CO2 wird angereichert durch die Stoffwechseltätigkeit aller Lebensformen. Ebenso wird Ammonium und Nitrit aus diesem Stoffwechsel angereichert, weshalb die Stickstoffversorgung mit leicht verwertbaren Stoffen sichergestellt werden kann. So verbessert sich in der Gesamtbilanz die Situation für die höheren Pflanzen erheblich und die Gefahr der Mangelsituation wird reduziert.

Während der verkürzten Beleuchtungsphasen gelangen zudem weniger Nährstoffe ins Minimum, weshalb die Pflanzen kräftiger und besser wachsen können. In dem Maße, wie sie wachsen, entziehen sie dem Wasser Nährstoffe und treten entsprechend in Konkurenz zu den Algen.

Allerdings wäre es besser, die Pflanzen direkt in ihrer Tätigkeit zu unterstützen, indem man die Nährstoffsituation nicht durch übertriebene Filterung verschlechtert. Dann wäre eine Beleuchtungspause auch nicht nötig. Dann könnten die Pflanzen bei einer durchgehenden Beleuchtungszeit von 12-14 Stunden optimal wachsen und Algen hätten in einem solchen Milieu kaum eine Chance.

Nachteil der Beleuchtungspause ist allerdings technischer Art. Durch die Verdoppelung der Schalthäufigkeit bei den Leuchtmittel wird deren Lebenserwartung nicht unerheblich reduziert. Dieser Nachteil kann bei Erfolg jedoch kein echter Hinderungsgrund sein.

Mein Fazit: Wenn man die Situation für die Pflanzen optimiert, ist eine Beleuchtungspause unnötig. Hat man jedoch ein Algenproblem und kann die Ursache nicht beheben, dann kann die Beleuchtungspause hilfreich sein, jedoch bei Weitem nicht in jedem Fall. Schaden kann sie jedoch nicht verursachen, außer bei den Leuchtmitteln selbst.

 

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